Tourismus ist ein zweischneidiges Schwert, weil er ein sehr emotionales Geschäft ist. Tourismus basiert zum Teil auf Träumen – Träume die heute längst sorgfältig von einer knallharten Industrie gesteuert werden. Gemeint ist die globale Tourismusindustrie, längst ein von oben gesteuertes Milliardengeschäft. Es gibt in diesem Geschäft verschiedenste Akteure und zum Teil knallharte und messerscharf kalkulierende Geschäftsleute. Macher und Statisten! Darüber sollte man sich immer im Klaren sein! Es ist das Geschäft von Menschen und es hat immer mit Menschen zu tun. Im Tourismus fließt alles zusammen und jeder hat seine eigenen Vorstellungen von diesem Geschäft. Tourismus kann man mit einer komplizierten Maschine vergleichen. Eine mechanische Maschine, in der sich wie in einem Uhrwerk tausende von Rädern gleichzeitig bewegen. Das diese Maschine funktioniert, grenzt an ein Wunder, denn wo so verschiedene Menschen am Werk sind, da wird mächtig gemenschelt. Man könnte auch sagen, Tourismus funktioniert wie ein Kompromiss. Denn eigentlich bekommt man selten das, was man eigentlich wollte!
Früher nannte man Tourismus Fremdenverkehr. Verkehr mit Fremden. Das hat etwas mit Respekt zu tun und mit Verständnis. Die Entstehung von Tourismus weltweit ist eine sehr interessante Geschichte. Als ehemaliger Touristiker und Hotelier hatte ich die Möglichkeit, in den verschiedensten Bereichen der Branche zu schnuppern und ich meine damit den sogenannten Qualitätstourismus – wie gesagt ein Geschäft von Menschen für Menschen, mit klaren Rahmenbedingungen und Vorgaben. Allgemeiner Dominikanischer Tourismus kommt mir darum manchmal wie ein Laienspiel vor. Zu viele verschiedene Interessen fließen hier ein und zum Teil auch abstruse Vorstellungen. Absolut von Nöten wäre ein lokales und durchdachtes Tourismusleitbild für die Halbisel Samana. Denn hier kommt meiner Meinung nach wieder die einmalige Natur ins Spiel. Das ist ein Kapital, an dem man absolut nicht rütteln darf. Es kommt mir manchmal so vor, wie Leute, die an dem Ast sägen, auf dem sie gerade sitzen. Was man aus Unwissenheit oder reinem Profitdenken hier nachhaltig zerstört, ist eigentlich irreparabel. Sogenannter Fortschritt um jeden Preis kann sich als Schuss nach hinten erweisen. Weit - und Voraussicht sind wichtiger als schneller Profit. Eigentlich sollte das in einer aufstrebenden Tourismusregion in den Lehrplan aller Schulen gepackt werden. Aber bereits hier geht der Schuss nach hinten los. Touristen sind absolut keine Melkkühe, sondern ein höchst sensibles Gut. Man kann Menschen schneller nachhaltig verärgern als für eine Region begeistern. Genau das sollte man sich in einem sogenannten Schwellenland ganz oben notieren. Man unterscheidet heute zwischen nachhaltigem Qualitätstourismus und sogenannten Massentourismus. Dazwischen spielt sich allerhand ab. Wenn ich mich in den letzten Jahren so umschaue, kommt s mir oft wie ein schlechter Film vor. Denn nachhaltiger Tourismus hat etwas mit positiver Entwicklung für alle Beteiligten zu tun und nicht nur für eine bestimmte Sorte von Leuten. Genau hier liegt meiner Meinung nach die Crux. Es ist wie in der Schule, wo man auch zuerst das „kleine Ein mal Eins“ lernen muss, bevor man sich mit komplizierten Dingen beschäftigt. Und hier auf dem Land gibt es sehr viele Jugendliche und junge Leute, denen Tourismus eine echte Chance bieten sollte oder könnte. Aber ich sehe tagtäglich all dieses menschliche Kapital und Potenzial, das eigentlich nichts mit sich selber anzufangen weiß und darum tröge vor sich hindümpelt. Auf der anderen Seite sehe ich einen von oben nach unten reglementierten Tourismus, in dem eben nur eine gewisse Schicht partizipiert. Jugendliche Massenarbeitslosigkeit auf der einen Seite und klare Abgrenzungen auf der anderen Seite. Und die große Zahl an sogenannten „Statisten“ oder Nutznießern, die null Basiswissen haben und vor sich hinwursteln und ihr tägliches Schnäppchen machen wollen. Ich will da jetzt nicht näher drauf eingehen – es gibt einen Ausdruck dafür – man nennt das „Orgullo Dominicano“ oder „Dominican Pride“ oder der Spatz in der Hand versus die Tauben auf dem Dach. Die Halbinsel Samana ist nach wie vor noch eine Art Rohdiamant und man sollte darum sehr behutsam damit umgehen. Manche sehen das anders. Das betrifft unter anderem die Wale, Los Haitises und die oft brennende Loma von Rincon. Das betrifft das Desaster in La Cuerva de Aqua und was man im Moment in El Valle praktiziert. Dazu gehört auch das Santa Barbara Müllproblem und die leider völlig verwahrloste Insel – verbunden mit einer Fußgängerbrücke in Santa Barbara. Eigentlich wäre diese Insel ein wunderbarer Ort und könnte zu einem touristischen Highlight von Santa Barbara ausgebaut werden. Alles lokale Brennpunke, wo dringender Handlungsbedarf besteht.
Ich will nicht als Schwarzmaler verschrien werden, nur weil ich mir so meine Gedanken mache. Man könnte all das gemeinsam und positiv angehen, wenn es vor Ort engagierte Leute gibt, die da mithelfen. Ich hatte in der kurzen Zeit, in der ich für Dominicana News als Redakteur tätig war, einiges davon angesprochen. Das hat sich leider wegen interner Probleme erledigt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen